Relevanz von Qualitätsmerkmalen bei der Krankenhauswahl für den Bürger in Sachsen-Anhalt

Abstract

Die Möglichkeiten zur Selbstinformation bei der Krankenhauswahl sind heute so gut wie nie, werden aber selten genutzt. Um mehr über die Präferenzen des Bürgers bei der Wahl eines Krankenhauses zur Behandlung zu erfahren, führten wir eine Postbefragung in drei Regionen Sachsen-Anhalts durch. Jedem Befragten wurden nach Mitteilung einer durchzuführenden Behandlung randomisiert acht Vergleiche von jeweils zwei Krankenhausvignetten zugewiesen mit der Bitte um Entscheidung für eines der Häuser zur Behandlung und der Angabe seiner Sicherheit bei dieser Entscheidung. Jede der Vignetten hatte vier Merkmale (Entfernung zum Wohnort, Fallzahl, Qualität der Information über die Behandlung und Komplikationsrate), die in einer positiven oder negativen Ausführung aufgeführt sein konnten. Zusätzlich wurde jeder Befragte gebeten, auch Angaben über persönliche Eigenschaften zu machen. Ca. 40 % der ausgesendeten 1499 Fragebögen konnten in einer Mehrebenenanalyse ausgewertet werden. Es gab eine geordnete Assoziation zwischen der Güte der Vignettenmerkmale und der Wahlchance der zugehörigen Vignette. Den stärksten Effekt hatte dabei die Komplikationsrate, die sich auch am stärksten positiv auf die Entscheidungssicherheit auswirkte. Vermutete kombinierte Effekte der Vignettenmerkmale mit den persönlichen Merkmalen waren meist nicht signifikant. In einer Latent-Class-Analyse stellte sich ebenfalls heraus, dass eine Mehrheit der Befragten die Komplikationsrate als das wichtigste Kriterium ansehen, es aber auch kleinere Gruppen gibt, die eines der anderen Merkmale als wichtiger beurteilen. Die Ergebnisse leisten einen Beitrag zum besseren Verständnis des Wahlverhaltens im stationären Gesundheitssektor und können so helfen, Information zukünftig individualisiert und besser verständlich anzubieten.