Elektroneurographie im Kindes- und Jugendalter : aktualisierte Daten

Abstract

Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel die diagnostische Güte der Elektroneurographie (ENG) im Kindes- und Jugendalter sicherzustellen. Trotz neuer methodischer Erkenntnisse sowie dem Trend zur Körpergewichtsakzeleration von Kindern und Jugendlichen werden nach wie vor Referenzwerte aus den 1990er Jahren verwendet. Außerdem werden Kinder für ENG-Untersuchungen teilweise analgosediert, obwohl die Datenlage zur Beeinflussung der ENG-Parameter dadurch unklar ist. Zwischen 2018 und 2020 haben wir motorische und sensible ENG-Parameter des N. medianus, N. suralis, und des N. peroneus an 182 Probanden im Alter von 1 bis 18 Jahren unter Allgemeinanästhesie erhoben. Die Ergebnisse wurden denen der Referenzwertstudien aus den 1990er Jahren gegenübergestellt. Bei 47 der Probanden erfolgte eine zusätzliche Kontrollmessung zur Prüfung eines Narkotikaeinflusses. Es wurden sowohl Base-line-to-Peak als auch Peak-to-Peak Parameter der sensiblen ENG bestimmt und miteinander verglichen. Die sensiblen NLG-Werte des N. medianus sind in unserem Kollektiv höher im Vergleich zu den Referenzwertstudien aus den 1990er Jahren. Darüber hinaus existiert kein konsistenter Trend. Unter systemischer Propofol- und Benzodiazepin-Wirkung sind die sensiblen NLG- und SNAP-Parameter insignifikant höher als in der Kontrollmessung. Somit beeinträchtigen eine Benzodiazepin-Anxyiolyse und Propofolsedierung die sensible ENG-Ableitung nicht, sodass deren Anwendung erwogen werden kann. Die Varianz und der Varianzkoeffizient sind bei der Peak-NLG des N. suralis signifikant niedriger als bei der Base-NLG. Die Daten suggerieren, dass die Peak-NLG im Kindes- und Jugendalter sicherer zu bestimmen ist als die Base-NLG.