Vergleich von Langzeit- und Kurzzeit-Effekten antenataler Betamethason-Gaben auf das neonatale Outcome Später Frühgeborener

Abstract

Zielsetzung: Nutzen und Risiken wiederholter Lungenreifeinduktionen in der Späten Frühgeborenenperiode wurden bislang nicht untersucht. Wir untersuchten den Bedarf weiterer randomisierter, kontrollierter Studien zu diesem Thema. Dazu verglichen wir Kurzzeit-Effekte einer Lungenreifeinduktion mit Betamethason mit Langzeit-Effekten einer früheren Lungenreifeinduktion und prüften den Nutzen eines risiko-adaptierten Ansatzes. Methodik: Wir beobachteten das neonatale Outcome später Frühgeborener (34/0−36/0 Schwangerschaftswochen) mit antenataler Corticosteroid-Exposition bis zu 10 Tage vor der Geburt (n=8) oder früher (n=89) und verglichen beide Kohorten. Wir untersuchten eine reale Population, die vom 01.01.2012 bis zum 31.12.2018 am Perinatalzentrum Level 1 der Universitätsklinik Magdeburg behandelt wurde und eine simulierte Hochrisiko- Population, ausgehend von der ursprünglichen Studienpopulation. Ergebnisse: In der unselektierten Population unterschieden sich die Indikatoren für relevante Komplikationen nicht signifikant zwischen beiden Kohorten. In der simulierten Hochrisiko-Population führte eine Lungenreifeinduktion mit Betamethason bis zu 10 Tage vor der Geburt, verglichen mit einer länger zurückliegenden Lungenreifeinduktion, zu einer signifikanten Reduktion relevanter kardiorespiratorischer Komplikationen (Odds- Ratio 0.00, p=0.008) bei gleichzeitiger Reduktion der Number-Needed-to-Treat von 3.7 auf 1.5. Fazit: Die Überlegenheit von Kurzzeit-Effekten gegenüber Langzeit-Effekten einer Lungenreifeinduktion mit Betamethason in der Späten Frühgeborenenperiode hängt maßgeblich von der Prävalenz kardiorespiratorischer Komplikationen in der behandelten Population ab. Bevor randomisierte, kontrollierte Studien zur wiederholten Anwendung antenataler Corticosteroide in der Späten Frühgeborenenperiode geplant werden, braucht es ein antenatales Vorhersage-Tool zur Risikostratifizierung für kardiorespiratorische Komplikationen beim Späten Frühgeborenen.