Untersuchungen der funktionellen Beziehung zwischen dem vestibulären System und zugehörigen Hirnstrukturen bei Patienten mit chronischer uni- oder bilateraler Vestibulopathie

Abstract

In vorausgegangen Studien konnten Verbindungen zwischen dem vestibulären System und Gehirnstrukturen des medialen Temporallappens, insbesondere des Hippocampus und Parahippocampus festgestellt werden. Diese Studien zeigten, dass Patienten mit einer Beeinträchtigung der vestibulären Funktion eine funktionelle und strukturelle Veränderung in den genannten Hirnstrukturen aufweisen, welche für die Orientierung im Raum und das räumliche Gedächtnis wesentlich sind. Die Ergebnisse der vorliegenden Dissertation dienen dem weiteren Verständnis über die vestibulo-hippocampalen Zusammenhänge, in dem Patienten mit chronischer uni- oder bilateraler Vestibulopathie mit gesunden Kontrollprobanden in einer Querschnittsstudie verglichen wurden. Die Ergebnisse deuten auf eine Dissoziation von Struktur und Funktion hin: Während bei den Gehirnstrukturen keine Gruppenunterschiede festzustellen waren, schnitten die Vestibulopathie- Patienten in allen Aufgaben, die einen vestibulären Input erfordern, also bei der klinischen Gleichgewichtsprüfung, bei der Pfadintegration und beim Rotationsgedächtnis, schlechter ab als die Kontrollen. Kognitive Leistungen, die keinen vestibulären Input erfordern, waren hingegen nicht beeinträchtigt. Limitationen der Untersuchung waren die relativ kleine Gruppengröße und die Heterogenität des Patientenkollektivs, das unterschiedlich schwere Krankheitsausprägungen aufwies. Dennoch können die Ergebnisse genutzt werden, um Interventionsstudien zu planen, bei denen neben klassischer Physiotherapie auch Übungen höherer vestibulärer Funktionen (z.B. Pfadintegration) für Patienten mit Vestibulopathie integriert werden.