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Titel: Exakte Naturwissenschaften in der Grundschule? Zuerst erschienen in: Bauer, Herbert F./Köhnlein, Walter (Hrsg.) (1984): Problemfeld Natur und Technik. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 114-133
Autor(en): Schietzel, Carl
Erscheinungsdatum: 2007
Art: Artikel
Sprache: Deutsch
Herausgeber: widerstreit sachunterricht
Zusammenfassung: Seit den frühen sechziger Jahren wird in der Bundesrepublik die Forderung nach naturwissenschaftlichem Unterricht in der Grundschule erhoben. Ausgelöst wurde diese Bewegung durch hauptsächlich zwei Faktoren. Die erste Ursache war der allgemeine didaktische Trend nach Wissenschaft, der in den nachkriegszeitlichen geistigen Strömungen als die wichtigste Komponente zu gelten hat – ein positivistischer Rationalismus, der weitgehend eine Reaktion auf die brutal-sentimentale Weltanschauung des Nationalsozialismus ist. Der andere auslösende Faktor war ein Ereignis in den USA: die Erschütterung des Selbstbewußtseins, die nach dem epochemachenden Start des ersten Erdsatelliten im Oktober 1957 durch die Sowjetrussen eintrat. Es entstand ein traumatischer Sputnik-Schock, der seine Rückwirkungen auch auf das Erziehungswesen hatte und die Ursache eines Kreuzzugs für einen besseren naturwissenschaftlichen Unterricht geworden ist. Die Fahnen dieser Bewegung wurden auch in der Bundesrepublik entrollt; viele Schulleute folgten ihnen, und das um so gläubiger, als zur gleichen Zeit ein technologischer Boom Lernprogramme, Sprachlabors und Multimediapakete auf den Markt brachte, die ein ganz neues Unterrichtsleben in Aussicht stellten. Bei solchen Hoffnungen machten die neuen Ideen unter den günstigen deutschen Reformwinden bald große Fahrt. Signale, die eine besonders weite Beachtung fanden, setzten 1966 R. Witte und ab 1968 K. Spreckelsen und H. Tütken. Die neuen Ideen und die in Umlauf gebrachten neuen Begriffe und Ausdrucksweisen verschlugen den Fachleuten der Grundschulpädagogik und den naturwissenschaftlichen Fachdidaktikern fast den Atem und es dauerte geraume Zeit, bis sie ihre Sprache wiederfanden, erste Zweifel anmeldeten und eine Diskussion in Gang setzten, die bis heute anhält. Die Kontroverse wurde hauptsächlich in den Fachzeitschriften ausgetragen, zu einem wesentlichen Teil in der „Grundschule”. Dadurch sind Sachverhalte soweit präzisiert, Meinungen soweit revidiert worden, daß es lohnend ist, den erreichten Stand der Dinge bewußt zu machen und dadurch eine neue Plattform für weitere didaktische Theorien und Forschungsprojekte und eine Entscheidungshilfe für die Lehrplanarbeit schaffen zu helfen.
Anmerkungen: „Wer wie wir heute in der fatalen Situation steht, infolge des bedingten Zweifel[s] bereits an der Möglichkeit der Wahrheit, die auch wieder geradezu die Voraussetzung unseres gewohnten verständigen/ verstandesgemäßen Gebrauchs der Wörter und Begriffe ist, nach Mitteln zu fahnden, um die Grenzen des Verstandes Überschreiten zu können, greift nach jedem Strohhalm. Und das Wort 'Widerstreit' schien mir für die Sachlage passend zu sein, da es genau in diesem Sinn als ein 'Kind' dieser Sprachnot verstanden werden kann.” (Ansgar Häußling in einem Brief an Gerold Scholz vom 1.2.2002)
URI: https://opendata.uni-halle.de//handle/1981185920/94473
http://dx.doi.org/10.25673/92521
ISSN: 1612-3034
Open-Access: Open-Access-Publikation
Nutzungslizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/
Journal Titel: widerstreit sachunterricht
Heft: 9
Originalveröffentlichung: https://public.bibliothek.uni-halle.de/sachunterricht/article/view/2768/version/2707
Enthalten in den Sammlungen:Open Journal System ULB

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