Please use this identifier to cite or link to this item: http://dx.doi.org/10.25673/92526
Title: Lernen ist mehr als sinnliche Erfahrung: Zu den Grenzen einer sensualistischen Grundschuldidaktik
Author(s): Helbig, Paul
Issue Date: 2007
Type: Article
Language: German
Publisher: widerstreit sachunterricht
Abstract: Daß vielfältige Sinneserfahrungen die Grundlage und Voraussetzung allen Lernens bilden, ist seit jeher unbestritten. Von namhaften Philosophen wie Locke, Leibniz, Kant oder Herder ist dieser Tatbestand ebenso hervorgehoben worden, wie in der Pädagogik von Comenius, Rousseau, Pestalozzi. Lernpsychologische Forschungen haben die Bedeutung multisensorischer Verknüpfung für die Verankerung und Abrufbarkeit von Lerninhalten im Gedächtnis eindeutig empirisch belegt, während Piaget und Aebli in ihren entwicklungspsychologischen Studien die Unerläßlichkeit sinnlich-konkreten Handelns für die Entwicklung operativen Denkens nachgewiesen haben.Diese eindeutigen Befunde stehen im Gegensatz zu Tendenzen in der Lebenswirklichkeit von Grundschülern, die sinnliche Erfahrungsmöglichkeiten vermutlich eher beschränken. Neueren sozio-pädagogischen Studien zufolge• beengt die der fortschreitenden Urbanisierung geschuldete „Verinselung“ kindlicher Lebensräume den Radius eigentätiger Umwelterfahrung und -exploration;• reduziert die Technisierung der Lebensgestaltung den Umgang mit Hilfsmitteln des täglichen Lebens auf den berühmten „Knopfdruck“,• dominieren im Gefolge der Massenmedien vorfabrizierte Bilder „aus zweiter Hand“ etc.Und nicht zuletzt leisten auch herkömmliche Unterrichtsformen nach wie vor ihren Beitrag zur Entsinnlichung kindlichen Lernens. Lange Phasen des Frontalunterrichts ignorieren die Körperlichkeit kindlicher Welterfahrung, nötigen zur Unterdrückung von Bewegungs- und Betätigungsbedürfnissen und erzeugen innere Spannungen, deren Bewältigung vielen Kindern mehr Energie abverlangt als intensive und nicht selten hartnäckige Auseinandersetzung mit selbst gewählten Aufgaben.
Annotations: „Wer wie wir heute in der fatalen Situation steht, infolge des bedingten Zweifel[s] bereits an der Möglichkeit der Wahrheit, die auch wieder geradezu die Voraussetzung unseres gewohnten verständigen/ verstandesgemäßen Gebrauchs der Wörter und Begriffe ist, nach Mitteln zu fahnden, um die Grenzen des Verstandes Überschreiten zu können, greift nach jedem Strohhalm. Und das Wort 'Widerstreit' schien mir für die Sachlage passend zu sein, da es genau in diesem Sinn als ein 'Kind' dieser Sprachnot verstanden werden kann.” (Ansgar Häußling in einem Brief an Gerold Scholz vom 1.2.2002)
URI: https://opendata.uni-halle.de//handle/1981185920/94478
http://dx.doi.org/10.25673/92526
ISSN: 1612-3034
Open Access: Open access publication
License: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/
Journal Title: widerstreit sachunterricht
Issue: 8
Original Publication: https://public.bibliothek.uni-halle.de/sachunterricht/article/view/2773/version/2712
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