Hausärztliche Perspektiven auf Umgang und Versorgung von Patienten mit Demenzsymptomen im ländlichen Raum

Abstract

Ziel: Es soll erforscht werden, wie Hausärzte in einer ländlichen Region Demenzsymptome ihrer Patienten erkennen, auf welche Ressourcen sie dabei zugreifen, ob sie Screeningverfahren auf Demenz einsetzen, wie sie die Therapie gestalten und wie sich die Versorgungssituation von Demenzpatienten darstellt. Speziell von Interesse ist dabei, wie sie gegenüber der Früherkennung von Demenzsymptomen eingestellt sind. Methodik: Um die hausärztliche Sicht auf die Entdeckung und Behandlung einer Demenz zu erforschen, erfolgte nach einer systematischen Literaturrecherche die Erstellung eines Interview-Leitfadens. Auf dessen Grundlage wurden neun Interviews mit Hausärzten durchgeführt, die mit dem Diktiergerät aufgenommen, transkribiert und mit der qualitativen Inhhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet wurden. Ergebnisse: Unter den Hausärzten besteht eine mangelnde Akzeptanz und Anwendung von den aktuell vorgeschlagenen Tests zur Früherkennung einer Demenz. Es sind große Unterschiede bei der Behandlungsqualität von Demenzpatienten zu verzeichnen. Ein wichtiger Einflussfaktor auf die Einstellung und das Engagement der Hausärzte ist der Ausbildungsstand bzw. das Weiterbildungsinteresse im geriatrischen Bereich, hervorgehend aus der Einschätzung des Stellenwerts von Demenzpatienten in der eigenen Praxis und dem eigenen Rollenverständnis. Die Versorgung von Demenzpatienten in der ländlichen Region Sachsen-Anhalts stellt sich noch als inadäquat dar. Demenzpatienten wird oft nicht die nötige Aufmerksamkeit und speziellen Betreuung zuteil, die sie benötigen. Schlussfolgerung: Eine konkrete Förderung der Vernetzung von Hausärzten untereinander sowie mit anderen Spezialisten, Fortbildungsangebote zur Hinterfragung hausärztlicher Handlungsweisen und Rollenbilder und Implementierung von Demenzberatungsstellen sind konkrete Möglichkeiten, um die Versorgung von Demenzpatienten in dieser Region zu verbessern.