Qualität „vor Ort“ : zur Ambivalenz der Herstellung sozialräumlicher Qualität von Bildungs- und Betreuungslandschaften in einer peripheren ländlichen Region

Abstract

Dieser Artikel analysiert, wie sich Diskurse über sozialräumliche Qualität früher Bildung lokal etablieren und welche Herausforderungen sich für verschiedene Akteursgruppen vor Ort ergeben. In ländlichen Gebieten in Sachsen-Anhalt, die im Rahmen des vom BMBF finanzierten Forschungsprojektes NeOBi „(Neu‑)Ordnungen von Bildungslandschaften reflexiv gestalten. Zur riskanten gesellschaftlichen und schulischen Teilhabe von Kindern in peripheren Sozialräumen“ als kommunale Bildungs- und Betreuungslandschaften untersucht werden, bearbeiten die Akteur*innen aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und frühkindlicher Bildung explizite und implizite normative Qualitätsansprüche und übersetzen diese in ihre alltägliche Praxis. Dabei übernehmen sie nicht nur die staatlich-regulativen Vorgaben, sondern interpretieren diese neu und bringen, je nach Standort und Perspektive, Qualität als normative Erwartung, aber auch in ihrer Praxis hervor. Vor allem zwischen der frühkindlichen Bildungspraxis und der Kommunalpolitik entfaltet sich in diesen Prozessen ein Spannungsverhältnis zwischen Qualitätsansprüchen, die in Form eines New Public Managements im Zuge der Gebietsreform in Sachsen-Anhalt Einzug hielten und den Möglichkeiten ihrer praktischen Umsetzung. Die darin enthaltenden Ambivalenzen, die mit unterschiedlichen politischen, ökonomischen und frühpädagogischen Perspektiven auf sozialräumliche Qualität verbunden sind, müssen von den lokalen Akteur*innen bearbeitet und miteinander verhandelt werden.