10/2001: Sozialismus und Versorgungsprobleme: Die Zunahme materieller Unzufriedenheit und das Ende der DDR

Abstract

Eine der Achillesfersen der SED war die Konsumpolitik. Kein anderes Gebiet der DDR-Innenpolitik litt so sehr unter den offensichtlichen Unterschieden zwischen dem, was die Partei versprach und dem, was DDR-Bürgern im Alltag begegnete. Und kaum ein anderes Feld entfachte so sehr den Ehrgeiz der Partei – ermöglichte die Konsumkultur doch einen direkten Leistungsvergleich zum kapitalistischen Westen. Besonders in den 1970er Jahren führe dieser Vergleich zu einem zunehmenden Kritikpotential, das zusammen mit einer wachsenden politisch motivierten Unruhe destabilisierend wirkte. Der Text analysiert Formen der Einflussnahme von DDR-Bürger*innen auf die Wirtschafts- und Konsumpolitik und Reaktionen des Staates auf diese Kritik.

One of the SED's Achilles' heels was consumer policy. No other area of GDR domestic policy suffered as much from the obvious differences between what the party promised and what GDR citizens encountered in everyday life. And hardly any other field sparked the party's ambition as much - after all, consumer culture enabled a direct comparison of performance with the capitalist West. Especially in the 1970s, this comparison led to an increasing potential for criticism, which, together with growing politically motivated unrest, had a destabilizing effect. The text analyses forms of influence of GDR citizens on economic and consumer policy and the state's reactions to this criticism.