Behandlungsvereinbarungen in der Gemeindepsychiatrie - Evaluation der Erfahrungen

Abstract

Wesentliches Element einer modernen, integrativ-sozial arbeitenden Psychiatrie ist die Mit- und Selbstbestimmung der Patienten. Im Rahmen der gemeindepsychiatrischen Versorgung wird diese u.a. in Form von Behandlungsvereinbarungen verwirklicht, welche von den Patienten und ihren zukünftigen Behandlern gemeinsam entwickelt werden. Die vorliegende Arbeit hat die Evaluierung der Erfahrungen mit Behandlungsvereinbarungen in Halle an der Saale zum Ziel, wo diese seit 2003 existieren. Es erfolgte eine Befragung sowohl der Patienten als auch der professionell psychiatrisch Tätigen; beide Gruppen standen den Vereinbarungen insgesamt positiv gegenüber. Darüber hinaus zeigte sich, dass bislang nur ein kleiner Teil der Patienten eine solche Vereinbarung abgeschlossen hat. Hierbei überwogen weibliche Personen mittleren Lebensalters mit zumeist langjährigen Krankheitsverläufen. Besonders häufig waren schizoaffektive Störungen sowie Erkrankungen aus dem psychotischen Formenkreis und affektive Störungen vertreten. Insgesamt konnte festgestellt werden, dass Behandlungsvereinbarungen im Sinne von Empowerment und Recovery wirken können. Dies setzt jedoch ihre konsequente Berücksichtigung und Umsetzung im klinischen Alltag sowie eine suffiziente Kommunikation zwischen den psychiatrisch tätigen Berufsgruppen voraus.