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Titel: Das ist das Haus vom Nikolaus - die Geschichte des Walmdachhauses als Urform und Idealtyp
Autor(en): Hirschfell, Marc
Körperschaft: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Erscheinungsdatum: 2005
Umfang: Online-Ressource, Text + Image (kB)
Typ: Hochschulschrift
Art: Dissertation
Sprache: Deutsch
Herausgeber: Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt
URN: urn:nbn:de:gbv:3-000013048
Schlagwörter: Elektronische Publikation
Hochschulschrift
Online-Publikation
Zsfassung in engl. Sprache
Zusammenfassung: Diese Arbeit behandelt eine der Grundformen des Wohnhauses: das "Haus an sich", wie es ein Kind zeichnet - ein Haus das zum Märchen und zum Mythos gehört. Zugleich war es ein feststehender Typus, der von der Renaissance bis weit ins 20. Jahrhundert Allgemeingültigkeit besaß. Vor allem das Walmdach unterscheidet es vom alltäglicheren Satteldachhaus der Bauernhöfe und verleiht ihm ein gediegenes, proportional ausgewogenes und zeichenhaftes Erscheinungsbild. Der Walmdachpavillon tritt mit Breitenwirkung erstmals im Mittelalter in Erscheinung und wird zum Erkennungsmerkmal für Kastellburgen des französischen Königshauses. Bis ins 17. Jahrhundert ist er dann das zentrale Gestaltungselement, das den französischen Schlossbau von demjenigen anderer Länder unterscheidet. Die von ihm abgeleiteten Offiziers-Pavillons in Kasernen und Grenzfestungen vermitteln diesen für die damalige Zeit modernsten Bautyp auf die Nachbarländer. Insbesondere im deutschsprachigen Raum wird er als Bautyp für Amtshäuser und unterschiedlichste profane Bauten mit hoheitlichen Aufgaben übernommen. Insbesondere Pfarrhäuser des 18. Jahrhunderts sind an diesem Bautyp als solche erkennbar und stechen oft durch das einzige Walmdach im Ortsbild heraus. Die Arbeit untersucht in einem Schwerpunkt die konfessionellen, ökonomischen oder politischen Ursachen für die Verbreitung dieser Pfarrhäuser in bestimmten Regionen Zentraleuropas von Frankreich bis Polen und von England bis in die Schweiz. Dazu werden die Aufgaben und Lebensbedingungen der Pfarrer exemplarisch vorgestellt, die zu einem bestimmten Raumprogramm und Erscheinungsbild führten. In der Zeit "um 1800" erfolgt ein Nutzungs- und Bedeutungswandel hin zu einem Grundtyp für bürgerliche Wohnhäuser. Goethes berühmtes Gartenhaus in Weimar und andere Wohnbauten bilden den passenden Lebensrahmen berühmter Vordenker der Aufklärung, was eine mythologische und kulturelle Aura erzeugt und den Bautyp zum Wohnideal des Bürgertums des Biedermeier werden lässt. Die Nutzungsgeschichte des Bautyps klärt diesen Mythos dabei auf und belegt, dass sich dieses neue intellektuelle und kaufmännische Bürgertum aus der herrschaftsverbundenen Beamtenschaft heraus entwickelte. Die Wiederentdeckung des Bautyps im 20. Jahrhundert führt im Zuge von Arts-and-crafts-Bewegung und Werkbund zu Frühwerken der bekanntesten Architekten der Moderne auf der Suche nach Vereinfachung und Sachlichkeit: Frank Lloyd Wright, Behrens, Gropius, Mies van der Rohe etc. Doch die traditionalistische Moderne erreicht mit eigenständig gestalteten Häusern von Fischer, Tessenow, Bonatz und Schmitthenner die größte Popularität. Diese Untersuchung beschreibt das Phänomen der Kontinuität über die Stil- und Epochenwechsel hinweg und fragt nach unterschiedlichen Geschwindigkeiten für Fortschritt als Grundlage der Baukunst: evolutionär und revolutionär. Sie stellt einen internationalen Bautyp ante letteram vor und bietet der Denkmalpflege Ansatzpunkte zur Klassifizierung scheinbar unscheinbarer Baudenkmäler der Alltagsarchitektur. Die Faszination für reduzierte Grundformen ist nicht erst ein Anliegen der moderne - sie hat eine lange Tradition.
The history of the house with hip roof, treats one of the elementary and ideal forms of private housing: the house of children's sketches ("This is the house of Santa Claus") and fairytales with a mythic background. At the same time, it has been a fixed typus and common heritage from the Renaissance to the 20th Century. Especially the hip roof, with its four inclined planes, differentiates it from the everyday gable roof of farm- and townhouses and makes an honoric and significant appearance. The hip roof pavilion made its first appearance in the Middle Ages and developed into a mark of identification for castles of the French kingdom. Up to the 17th Century, it was the basic component of French palaces. The derived officer's pavilion of barracks and citadels mediates this most modern building type of its time to neighbouring countries. Especially in German speaking countries, it's used as a building type for administrative offices and a variety of civil buildings with official functions. 18th Century parsonages for instance are recognizable as such by this building type and frequently stick out having the only hip roof of their location. One focus analyses the confessional, economical or political reasons for the spread of these parsonages in central Europe, identically designed from France to Poland and from Great Britain to Switzerland. The duties and living conditions of priests are presented exemplarily to examine how they result in a particular room program and appearance. In the period around 1800, a change of function and signification towards a building type for bourgeoisie residences takes place. The famous summer house of Goethe in Weimar and others give the frame of life for philosophers of illumination which generates a mythic reputation and cultural ambiance, as a housing ideal for the bourgeoisie. But the analysis of the utilization of these houses clarifies that the new intelectual and economy based bourgeoisie are drawn from civil servants of the royal administration. The renaissance of this building type in the 20th Century, due to arts-and-crafts and Werkbund ideas, started with early works of the most reputated architects of the modern movement searching for simplicity and realism: Wright, Behrens, Gropius, Mies etc. But the most popular were specifically designed houses of the traditionalistic modernism of Theodor Fischer, Tessenow, Bonatz, Schmitthenner etc. This analysis describes the phenomenon of continuity enduring the change of styles and asks if there are not different speeds of progress in architectural development. The results make it possible for scholars of ancient monuments to classify seemingly ordinary hip roof buildings in their significant context. Furthermore, their history provides an exemplified object for the theories of the fundamentals of architecture. The fascination of reduced original forms is not only a matter of modern movement or Bauhaus - it has a long tradition.
URI: https://opendata.uni-halle.de//handle/1981185920/9114
http://dx.doi.org/10.25673/2329
Open-Access: Open-Access-Publikation
Nutzungslizenz: In CopyrightIn Copyright
Enthalten in den Sammlungen:Hochschulschriften bis zum 31.03.2009

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