Kriminalprognostische Validität der Psychopathy-Checklist: Screening Version - eine kritische Untersuchung

Abstract

Das Hauptziel der Studie war es, die prognostische Validität der PCL:SV zur Vorhersage krimineller Rückfalle an einer deutschen Straftäterpopulation zu ermitteln. Die Ergebnisse zeigen, dass die PCL:SV-Scores mit der Variablen Rückfall einen gewissen Zusammenhang aufweisen. Zudem sind die ermittelten Vorhersageleistungen der PCL:SV-Scores hinsichtlich der ermittelten AUC-Werte denen internationaler Publikationen vergleichbar. Im Gegensatz zu den in der Literatur gefundenen positiven Bewertungen von AUC-Werten dieser Größe wird allerdings in der vorliegenden Studie mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass diese im Hinblick auf deren praktische Relevanz mit größter Zurückhaltung zu interpretieren sind. Vor allem aus rechtspolitischer und ethischer Sicht sind die geschätzten AUC-Werte (und damit die geschätzten d-Werte) als viel zu niedrig einzustufen. Dies spiegelt sich auch in den geschätzten Parametern Sensitivität, Spezifität, Positive-Predictive-Power, Negative-Predictive-Power sowie der Fehlerrate wider, welche für jeden cut-off Wert ermittelt worden sind. Gemessen an den hohen Anforderungen, die an Kriminalprognosen zu stellen sind, kann die prädiktive Validität der PCL:SV nicht befriedigen. Neben den empirischen Untersuchungen enthält die Arbeit auch eine systematische Analyse des statistischen Modells, das der Methode der ROC-Analyse zugrunde liegt.